CSA Interview Reihe – Frauke Bagusche

Frau Dr. Bagusche, Sie sind Meeresbiologin und Autorin des Spiegel-Bestsellers „Das Blaue Wunder“. Wann und wie ist Ihre Leidenschaft für den Ozean entstanden?

Ich habe mich schon, seitdem ich denken kann, vom Wasser angezogen gefühlt. Als Kind war ich oft mit meiner Familie am Meer – ich denke, dort wurde der Grundstein für meine Faszination für dieses Ökosystem gelegt. Tatsächlich habe ich wohl, laut meiner Patentante, schon in der vierten Klasse gesagt, dass ich Meeresbiologin werden möchte – und das, obwohl ich circa 350 Kilometer vom Meer entfernt aufgewachsen bin. Seitdem habe ich mein Ziel, mit so manchem Umweg, verfolgt und es geschafft, meinen Kindheitstraum zu leben.

Sie haben „Das blaue Wunder“ sehr lebensnah geschrieben, für alle Menschen zugänglich. Warum haben Sie sich für diesen Stil entschieden?

Der senegalesische Forstingenieur Baba Dioum hat es in einem Papier 1968 in Neu-Delhi auf der Generalversammlung der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) auf den Punkt gebracht: „Letztendlich werden wir nur das schützen, was wir lieben, wir werden nur das lieben, was wir verstehen und wir werden nur das verstehen, was uns gelehrt wird“. Dieser Satz ist mein Leitmotiv. Ich versuche, mit meiner Arbeit komplizierte Wissenschaft in einfachen Sätzen zu erklären. Nur so, davon bin ich felsenfest überzeugt, kann das Verständnis, die Faszination und Liebe für das Meer und seine Bewohner geweckt werden. Außerdem versuche ich Parallelen von der Unterwasserwelt zu unserer Welt über Wasser zu ziehen. Ein Beispiel sind Korallenriffe, welche unseren Großstädten gleichen: in Korallenriffen gibt es nicht nur eine Unterwasserpolizei (Haie), sondern auch ein gut funktionierendes Gesundheitssystem. In den sogenannten Putzerstationen, welche vergleichbar mit Krankenhäusern oder Spas sind, wird den Riffbewohnern bei medizinischen Problemen geholfen. Ich arbeite gerne mit Analogien wie diesen, da sie den Lesern und Leserinnen helfen, die Furcht vor verschiedenen Tierarten oder Lebensräumen zu nehmen. Als natürliche Folge erwächst der Wunsch, dieses einzigartige Ökosystem, unsere Lebensgrundlage, zu schützen.

2015 haben Sie den Atlantik überquert und sind 9500 km gesegelt, 2018 haben Sie den gemeinnützigen Meeresschutzverein „The Blue Mind“ mitbegründet. Was sind Ihre nächsten Ziele?

Gerade erst habe ich das Manuskript für mein zweites Buch eingereicht, dem hoffentlich noch weitere folgen werden. Auch wenn ich nicht sehr gut stillsitzen kann, habe ich festgestellt, dass mir das Schreiben tatsächlich viel Spaß macht. Es ist einfach großartig, auf diese Weise so viele Menschen erreichen und für den Meeresschutz begeistern zu können. Außerdem ist unser Verein mittlerweile in drei Bundesländern (Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen) aktiv und ich wünsche mir, dass wir in Zukunft unsere Arbeit in andere Bundesländer ausweiten.

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