CSA Interview Reihe – Jon Christoph Berndt
Jon Christoph Berndt, Sie sind Markenexperte und beschäftigen sich seit über 20 Jahren damit, weshalb „Marke“ für den Unternehmenserfolg so relevant ist. Klären Sie uns auf!
Es setzen sich immer diejenigen Unternehmen durch, die nicht nur exquisite Produkte und Dienstleistungen bieten, sondern sich auch der Markenführung verschreiben – und ihre klare Positionierung zuerst schaffen und sie dann mit allen Mitarbeitenden leben und erlebbar machen. Und zwar konsequent, immer und überall, persönlich und emotional. Wenn nicht, gehen sie in der Vielzahl der Wettbewerber unter; ganz egal, wie gut ihr Angebot ist. Wer Anziehungskraft haben und das grausige Wort „Rabatt“ vermeiden will, braucht eine solche differenzierende Markenpersönlichkeit. Sie weist den Beteiligten die Richtung beim Marketing und beim Markenbotschafter-werden. So erkennbar und begehrlich, mit dem profilierenden Gesicht in der Menge, gewinnt und hält man auch neue Mitarbeitende. Unterm Strich ist Markenarbeit ein zentraler zukunftsbildender Erfolgsfaktor. Sie wirkt teambildend nach innen und sorgt draußen für die Aufmerksamkeit, die alle brauchen, aber nur die markanten Unternehmen bekommen. Und: Markenarbeit macht Spaß! In meinen Vorträgen wird zumindest ernsthaft gelacht …
Sie haben den Begriff „Human Branding“ geprägt und Bücher dazu veröffentlicht. Ihre Idee war es, die Mechanismen der Markenbildung auch auf den Menschen anzuwenden.
Ja, weil es kein Produkt und keine Dienstleistung gibt, die nicht von Menschen verkauft und gekauft wird. Darum ist es so wichtig, dass sich auch die Beteiligten im Verkaufsprozess als Markenpersönlichkeiten wahrnehmen; die Vertrieblerin genauso wie die Führungskraft und der Selbstständige. Wer als Human Brand weiß, wofür sie täglich antritt, wofür er steht und welche Botschaften sie gezielt vermittelt, hat nicht nur mehr Erfolg, sondern macht auch einfacher Karriere und ist zufriedener. Mit Human Branding weiß man besser, was man will; und, viel wichtiger, was man im Überfluss der Angebote alles nicht will und ganz einfach weglässt. Das sorgt für die Klarheit, Entlastung und Sinnhaftigkeit. Und dafür, dass man weniger tun muss, um mehr zu erreichen – im materiellen Sinn und was die Erfüllung angeht. In meinen Vorträgen schaffe ich das Bewusstsein für die Markenbildung des Einzelnen und in den Workshops den Rahmen und die initialen Inhalte für die individuelle Human Brand. Und zwar so, dass alle Teilnehmenden motiviert sind, ihre Human Brand immer weiter zu schärfen, anzureichern und zu leben.
Ihr neuestes Buch „Gesellschaftsbeitrag“ geht weg vom allgegenwärtigen „Why“ und thematisiert das „Wofür“. Der Vortrag begeistert und motiviert zu Teilnehmenden dazu, sich wieder mehr mit dem zu befassen, was sie mit ihrem Handeln für andere tun. Warum ist das so wichtig und aktuell?
Während ja früher die Devise „Höher! Schneller! Weiter!“ galt, geht es heute um was ganz anderes: Die Menschen spüren und erleben jeden Tag, dass die Welt nicht mehr so funktioniert wie früher. Unsicherheiten und Sorgen nehmen zu, Damit wächst das Bedürfnis nach Sicherheit, Gemeinsamkeit und vor allem Sinn. Um das zu erreichen, gibt es den Gesellschaftsbeitrag. Wer – als Unternehmen genauso wie als Mensch – weiß, wofür er antritt, und das mit allem, was er tut, deutlich macht, ist zuerst dienlich für andere. Das macht interessant und relevant. Somit wird er nachgefragt, man kauft gern bei ihm und empfiehlt ihn und das Unternehmen gern weiter. Und dadurch hat er selbst auch was davon: Erst geben, dann nehmen, das ist der entscheidende Unterschied zu früher. Da war es genau umgekehrt, ziemlich egoistisch, der „Purpose“ stand im Vordergrund. Der ist inzwischen seltsam aus der Zeit gefallen. Der Gesellschaftsbeitrag ist das Metathema der Zukunft und ein zentraler Bestandteil einer langfristigen anziehungsstarken Positionierung. In meinem Keynote-Vortrag gibt’s mehr dazu!