CSA Interview Reihe – Max Thinius
Lieber Max, du bist Futurologe und Zukunftsgestalter. Was genau unterscheidet einen Futurologen von einem Zukunftsforscher?
Futurologen sind keine Zukunftsforscher! Zukunftsforscher kommen aus der wissenschaftlichen Herangehensweise und versuchen anhand von Zahlen, Daten und mit Hilfe von Modellen, Zukunft vorher zu sagen.
Futurologen kommen aus der Praxis. Sie schauen, welche Technologien, vor allem welche sinnvollen Lösungen und Strukturen sich bereits bilden und wie das eine positive Wirtschafts- und Lebensqualität beeinflussen kann. Lösungen können dabei an allen Orten der Welt und in verschiedenen Strukturen entstehen.
Mit neuen Strukturen geht auch ein neues Denken einher. Dabei wird deutlich: wir verlassen das Denken aus den industriellen Strukturen und ersetzen es durch Denken in digitalen Strukturen. Diese sind nicht mehr industriell zentral, sondern polyzentral angelegt. Wir sind also autarker, haben mehr Möglichkeiten unsere eigene Zukunft zu gestalten. Das Industrielle war noch mehr von Wahrscheinlichkeiten geprägt.
Futurologen übertragen diese neuen Denkmuster, zusammen mit neuen technologischen Möglichkeiten in die verschiedenen Branchen und Lebensbereiche unserer Gesellschaft. Idealerweise zeigen sie sogar die dabei neuen möglichen Verknüpfungen auf. Und ganz wichtig: alles was hier an Gedanken entsteht, kann sehr zeitnah umgesetzt werden.
Im Gegensatz zu Zukunftsforschern entwickeln Futurologen rein positive Strukturen, da das Ziel hier eine größere Lebens- und Wirtschaftsqualität für alle Menschen ist. Dabei werden Probleme nicht ausgeschlossen, aber der Fokus liegt auf der positiven Entwicklung. Daher ist für die meisten Menschen eine Zusammenarbeit mit einem Futurologen ein sehr angenehmes und motivierendes Erlebnis.
(Und wer Spaß hat: einfach mal auf Google „Futurologe“ eingeben)
Du sagst, jeder Mensch kann seine Zukunft selbst gestalten. Hat man die Gestaltung seiner Zukunft wirklich immer selbst in der Hand, grade auch, wenn man von äußeren Rahmenbedingungen beeinflusst wird, wie z. B. der Corona-Krise in den letzten Jahren?
Wenn wir auf ein weißes Blatt schauen, auf dem zwei schwarze Punkte sind, dann sind wir durch unsere Entwicklung so geprägt, dass wir einen Fokus auf die schwarzen Punkte legen. Wir sehen nicht die vermutlich 1,4 Millionen weißen Punkte, die da ebenso sind. Das sind in etwa die Möglichkeiten, die wir in unserem Alltag zur täglichen Gestaltung haben, verglichen mit zwei großen Problemen, die uns “wahrscheinlich” beeinflussen werden.
Das heißt nicht, dass wir die Probleme ausblenden. Aber wir neigen dazu uns sehr eng mit Lösungen zu beschäftigen, die nur um diese Probleme herum liegen. Das liegt daran, dass wir industriell gelernt haben, Probleme in einem vorgegebenen Ablauf zu beseitigen. Denn Probleme stören hier den Lauf des großen zentralen Systems. Und das wird teuer oder unangenehm.
Im Digitalen laufen die Strukturen zunehmend anders. Dabei haben die jederzeit Möglichkeiten, die wir an die aktuellen Bedarfe und Wünsche anpassen können, hervorgerufen durch polyzentrale Strukturen, die uns jeweils viel autarke selbstbestimmte Optionen bieten, die wir kontinuierlich und kollaborativ mit anderen vernetzen können.
Daraus entstehen viel resistentere Systeme, die noch dazu schneller auf Einflüsse von außen reagieren können, ohne hierbei große “eigene Probleme” bzw. Kosten zu erzeugen.
Deshalb ja: wir haben Möglichkeiten. Unendlich viele sogar. Und wenn wir lernen uns auf diese weißen Punkte auf dem Papier zu fokussieren, dann können wir Zukunft gestalten. Ob wir dabei Lösungen finden welche die schwarzen Punkte zunehmend verkleinern oder ob wir Lösungen finden, die mit den schwarzen Punkten vielleicht gar nichts zu tun haben, kann uns dabei egal sein. Wichtig ist nur: wir gestalten unsere Zukunft selbst. Das macht niemand anderes. Auch nicht in Zeiten von Corona!
Momentan planst du eine Show, mit der du im nächsten Jahr auf Tournee gehen wirst, „Zukunft unplugged – die größte Show zur Zukunft aller Zeiten!“. Max, warum eine Show?
Viele Menschen schreiben ein Buch. Ich fand das zu langweilig und habe deshalb diese Show konzipiert, die größte Show zur Zukunft aller Zeiten. Das kann ich so entspannt sagen, da es noch keine andere gibt (lacht). In diesem Fall sind das 90 Minuten beste Unterhaltung (2×45 Minuten) in der großartigen Jahrhunderthalle in Bochum mit deren grandiosem Team die Show entstand. Unser Lichttechniker hat sogar mit Pina Bausch zusammengearbeitet.
Warum Zukunft als Thema?
Meine Idee ist es, ähnlich wie einst Jamie Oliver das Kochen, mit dem Thema Zukunft neue Zielgruppen zu begeistern. Deshalb auch eine Unterhaltungs-Show. Da werden wir gemeinsam lachen und viele dieser ganzen Angst-Szenarien, die es zur Zukunft gibt auf die Schippe nehmen – schon auch, da die meisten davon wirklich Quatsch sind.
Und Dein Ziel mit dieser Show?
Ich möchte Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft motivieren ihre Zukunft positiv zu sehen, zeigen wie unser gesamter Alltag sich verändern wird. Dabei die Möglichkeiten aufzeigen, die jeder Einzelne, Unternehmen oder Regionen haben, die eigene Zukunft zu gestalten. Und das geht. In der Digitalität, also der Kombination von Technologie und Gesellschaft, mehr denn je in der Geschichte der Menschheit. Wir müssen dazu allerdings unsere industriellen Denkmuster ablegen, mit denen wir nun mal groß geworden sind und die digitalen für uns entdecken. Wir brauchen im Digitalen weniger große und zentrale Strukturen. Wir könnten unsere Daten zum Beispiel selbst besitzen, verwalten und bewusst teilen. Wir bestimmen was mit unseren Daten und uns passiert. Im Moment treten wir diese Möglichkeiten, und damit zum Beispiel auch Geld zu verdienen, an wenige große Strukturen ab.
Was können Menschen ändern?
Alles! Sie können die Zukunft komplett gestalten. Das war zum Übergang in die Industrialisierung schon einmal so. Nur ein Beispiel: viele Konzerne, die heute mit Daten reich geworden sind, nutzen zum Beispiel nur digitale Technologien, die sie aber in industriellen Strukturen nutzen. Das macht sie so stark, denn wir gewähren ihnen quasi das Sammeln von Daten und damit die Macht sie zu nutzen. Zu Beginn der Industrialisierung gab es auch solche Missverständnisse. Dazu mussten damals Gewerkschaften gegründet werden, wir brauchten neue Sozialgesetze, das Bankgeld, Renten für alle – einen neuen Alltag mit neuen Abläufen. Ähnlich gewichtige Veränderungen brauchen wir auch jetzt: der digitale Euro kommt 2026, neue Sozialgesetze rücken zunehmend in den Fokus, das Steuersystem, die Art wie und wo wir arbeiten. Vieles davon ist bereits angestoßen. In der Show geht es mit vielen Beispielen und sehr unterhaltsam darum, welche Möglichkeiten einzelne Menschen, Unternehmen und Regionen haben, diese ganzen Möglichkeiten zu nutzen –wie sie die scheinbar großen Hebel mit kleinem Aufwand in die richtige Richtung bewegen.
Dazu gibt es diese Show: Menschen für die Zukunft begeistern und ihnen zeigen, wie sie diese tatsächlich selber gestalten können – gemeinsam mit andere
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