DIW-Chef Marcel Fratzscher geht von zusätzlichen 150.000 Jobs aus
Die deutsche Wirtschaft soll nach Ansicht von Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), nicht schlecht geredet werden. In einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ erklärt Fratzscher, dass das DIW für das aktuelle Jahr von 150.000 zusätzlichen Jobs in Deutschland ausgeht. Außerdem erwartet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in diesem Jahr ein Wachstum von 1,2 Prozent und 1,4 Prozent im Jahr 2021.
„Es gibt durchaus Grund für Optimismus“, betont der DIW-Chef im Interview und fügt hinzu: „Wir haben eine hoch wettbewerbsfähige Wirtschaft, tolle Exportunternehmen und einen hervorragenden Arbeitsmarkt.“ Allerdings seien auch die Risiken in diesem Jahr wieder enorm. Dem US-Präsidenten Donald Trump traut Fratzscher zu, dass dieser sich aus politischen Gründen „Deutschland und Europa doch noch vorknöpft.“ Neben globalen Handelskriegen könne auch der Brexit negative Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur haben. Außerdem gebe es „auch mit China ein großes Fragezeichen und mit Italien einen Wackelkandidaten in der Eurozone.“ Die Risiken für die deutsche Wirtschaft bleiben demnach hoch.
Daher erhofft sich Fratzscher auch Unterstützung aus der Politik. Insbesondere beim Thema Bürokratie sieht der DIW-Präsident Handlungsbedarf. Die Bürokratie sei hierzulande häufig zu langsam, außerdem fehlten Deutschland wichtige Fachkräfte. Die digitale Infrastruktur in Deutschland bezeichnet Fratzscher als schlecht. Insbesondere mittelständische Unternehmen hätten darunter zu leiden.
Statt eines Investitionsprogramms, das nur auf zwei Jahre angelegt sei, fordert er im Interview langfristige Planungssicherheit für Unternehmen. „Das ist die Erfahrung der letzten Jahre. Denn die Kommunen, die wirklich das Geld benötigen für Schulen, Kindergärten und schnelles Internet, haben gar nicht die Kapazitäten, Baupläne anzulegen und die Förderanträge zu stellen. Die brauchen eine langfristige Perspektive – fünf Jahre, zehn Jahre“, meint Fratzscher. Gleiches gelte auch für die Bauindustrie.
Fratzscher plädiert des Weiteren „für eine Diskussion, wie Vermögen sich stärker an den Staatsausgaben beteiligen kann.“ Eine Vermögenssteuer sei nicht seine erste Wahl, da sie zu falschen Anreizen und einer Kapitalflucht führen könne. Stattdessen sollte die Grundsteuer auf Boden und Immobilen erhöht und eine Erbschaftsteuer, die alle im Prinzip gleich behandelt, eingeführt werden.
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Erfolgreiche Unternehmer, Berater und Experten der Wirtschaftswelt:
Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
Stratege und Querdenker der deutschen Beraterszene
Ehemaliger Vorsitzender der Wirtschaftsweise und Sozial-, Demographie- und Rentenexperte
Quelle: www.augsburger-allgemeine.de