Daniel Domscheit-Berg: Ehemaliger WikiLeaks-Sprecher produziert in Corona-Zeiten Gesichtsvisiere
Immer mehr Unternehmen haben in Zeiten von Corona ihre Produktion – zumindest zeitweise – umgestellt. Die einen fertigen Masken an, andere stellen statt alkoholischer Getränke nun Desinfektionsmittel her. Wie bereits Apple produziert jetzt auch der ehemalige WikiLeaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg Gesichtsvisiere für das medizinische Personal, das mitunter mit CoV-2-Infizierten in Kontakt kommt.
Gemeinsam mit seiner Frau, der Bundestagsabgeordneten Anke Domscheit-Berg, sowie einigen anderen hat er den Verein „havel:lab“ gegründet. In der ehemaligen Bahnhofswartehalle des (aktiven) Bahnhofs Fürstenberg mit Werkstatt und 3D-Druckern werden nun aufgrund der Corona-Pandemie eigens wiederverwendbare Gesichtsvisiere gefertigt. Diese bestehen aus einer stabilen Folie, die für Tröpfchen undurchlässig ist.
In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ erklärt Domscheit-Berg: „Mitte März hat der 3D-Drucker-Hersteller Prusa eine Open-Source-Bauanleitung veröffentlicht.“ Und da sie auf dem Verstehbahnhof „gerade eh nicht viel machen können, haben wir halt angefangen zu drucken.“ Als die erste Charge fertig war, die da noch aus simpler Laminierfolie bestand, bekam der Zahnarzt von Domscheit-Berg die ersten Gesichtsvisiere. Nachdem eine Lokalzeitung über die Produktion berichtete, liefen innerhalb von zwölf Stunden Bestellungen aus rund zwei Dutzend Pflegeheimen, Arztpraxen und Krankenhäusern ein.
Seitdem haben sich nicht nur die Bestellungen vervielfacht – so fragte beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz in der Mecklenburgischen Seenplatte gleich 700 Exemplare an – auch die Gesichtsvisiere wurden verbessert und die Produktion optimiert. „Manche versuchen es mit Fensterglasfolie aus dem Baumarkt, mit Overheadfolie aus Acetat, Laminierfolien oder alle Arten von Klarsichtfolien. Das haben wir auch ein paar Tage lang probiert. Ich habe dann im Internet nach Firmen gesucht, die Visierfolien herstellen“, sagt Domscheit-Berg im „Spiegel“-Interview. Diese werden jetzt mit dem Lasercutter weiterbearbeitet.
Unterstützung vom Staat gibt es für „havel:lab“ nicht, da der Verein gemeinnützig ist und alleinig auf Spenden angewiesen ist. Für die Gesichtsvisiere werden jetzt Rechnungen gestellt, „so wird es kein Verlustgeschäft.“ Domscheit-Berg hofft in Zukunft auf eine Strukturförderung: „Ganz oft können wir uns nur auf Förderprogramme bewerben, wenn wir darlegen, warum wir etwas Neues machen wollen. Aber wir wollen ja das Bestehende, das funktioniert, besser machen und ausbauen.“ Außerdem könnte ein Demokratiefördergesetz mit Budgets eingesetzt werden, um sinnvolle Strukturen zu fördern.
Unsere Experten bieten Ihnen auf Ihren Veranstaltungen spannende Einblicke in neue und zukunfsweisende Ideen.
Innovative und kreative Köpfe:
ehemaliger Sprecher von WikiLeaks & Internetaktivist
Head of Innovation and Ventures Office der ESA
SPIEGEL-Korrespondent im Silicon Valley, Bestseller-Autor & Zukunftsmedizin-Experte
Quelle: www.spiegel.de