EZB-Chef Mario Draghi zunehmend in Bedrängnis
Die Inflation in der Euro-Zone ist deutlich angestiegen. Im Februar dieses Jahres lag sie bereits bei zwei Prozent. Doch EZB-Chef Draghi stellt sich gegen eine eindeutige Umkehr von der bisherigen Finanzpolitik und gerät damit zusehends unter Druck.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass die EZB ihren extrem expansiven Kurs mit einem Leitzins auf Rekordtief sowie den Strafzöllen für Banken beibehalten will. Diese Haltung war im Vorfeld von Experten zwar erwartet worden, dennoch steht der EZB-Präsident mit dieser Geldpolitik nach wie vor in der Kritik.
Es wird erwartet, dass die neuen Prognosen der EZB zur Inflationsentwicklung im Euroraum bis zum Jahr 2019 noch einmal höher ausfallen werden. Die Rufe nach der Abkehr von der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank werden auch in Deutschland immer lauter. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise erklärt: „Eine zügige Kehrtwende in der Geldpolitik ist dringender denn je.“ Und auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gibt zu bedenken: „Je länger die Niedrigzinsphase andauert, umso größer werden die Belastungen.“
In Deutschland waren die Verbraucherpreise im Februar um 2,2 Prozent angestiegen. Mario Draghi wie auch einige Ökonomieexperten führen den Preisanstieg bisher insbesondere auf den statistischen Effekt beim Ölpreis zurück.
Aktuell kauft die EZB jeden Monat Papiere im Wert von 80 Milliarden Euro. Ab April sieht die EZB vor, diese Anleihenkäufe auf 60 Milliarden zurückzufahren.
Clemens Fuest vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung vertritt die Ansicht, die Europäische Zentralbank solle die Summe bis zum Herbst ganz auf null reduzieren: „Die EZB sollte nun den Fuß vom Gaspedal nehmen.“
Mit der gegenwärtigen Geldpolitik mit einem Leitzins vom Rekordtief von 0,0 sowie den Anleihekäufen will EZB-Präsident Draghi die Konjunkturerholung in der Euro-Zone stützen und zugleich die lange sehr niedrige Inflation nach oben treiben.
Die anstehenden Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich dürfte die EZB jedoch mit gemischten Gefühlen betrachten. Sicher schwingt auch die Sorge mit was passiert, sollten die Wahlgewinner dem Euro nicht wohlgesonnen sein.
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Roger Bootle
Experte für Weltwirtschaft und Finanzmärkte
Quelle: Handelsblatt