Kinder fit für die (digitale) Zukunft machen
Um unsere Kinder auf die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten, muss sich in den Schulen einiges grundlegend ändern. Der ehemalige Google Deutschland-Chef Christian Baudis fordert in einem Gastbeitrag im Nachrichtenmagazin „Focus“ eine strukturelle Veränderung im deutschen Schulsystem.
In Estland setzen bereits Grundschulkinder Digitalprojekte gemeinsam um. Sie basteln und programmieren kleine Roboter. In der Mittelstufe werden mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) Musikstücke komponiert, in der Oberstufe gründen die Schüler mitunter ihr erstes Digital-Start-up. Auch in Ländern wie China und Indien kommen schon Kinder der Klassenstufen eins bis fünf mit KI gestützten Computern in der Schule in Berührung. Diese erkennen Stärken und Schwächen der jeweiligen Schüler und fördern und beheben sie mitunter. Damit soll die Lerneffizienz stark gesteigert werden – eine große Chance gerade für die Kinder, deren Eltern ihnen nicht bei den Hausaufgaben helfen oder sich keine Nachhilfekraft leisten können.
Auch an den deutschen Schulen braucht es laut Baudis „dringend eine innovative, digitale Neuausrichtung“. Es sollte nicht nur ein Schulfach „Digitalisierung“ geben, nicht einfach nur mehr Laptops in den Klassenzimmern. Es geht dem Internet-Experten längst nicht nur darum, die Kinder mit diesen alltäglichen Endgeräten vertraut zu machen. „Ich spreche insbesondere davon, dass wir das sture Auswendiglernen in einzelnen Fächern unbedingt reduzieren müssen und das Denken in Zusammenhängen fachübergreifend massiv ausweiten müssen.“
Das sei der Schlüssel für die digitale, vernetzte und komplexe Arbeitswelt von morgen. Und damit werden nicht nur Abiturienten konfrontiert sein. Die Digitalisierung zieht sich bereits jetzt durch die gesamte Arbeitswelt und das Ausmaß wird sich noch erheblich steigern. Da Autos immer digitaler werden, ist der Mechatroniker auf dem besten Wege den KFZ-Mechaniker zu ersetzen. In der Landwirtschaft helfen digital erfasste Daten weniger Düngemittel und Grundwasser zu verbrauchen. Digitalisierung ist sowohl für den Radiologen im Krankenhaus ein großes Thema, als auch für den Busfahrer im Verkehrsbetrieb.
Daher fordert Baudis: „Grundlagen in Programmierung oder Gruppenarbeit in kreativen Digitalprojekten gehören dringend in den Schulunterricht.“ Ganz besonders wichtig sei es dann, „Erlerntes kreativ miteinander zu verknüpfen und digital umzusetzen.“ Dies sieht der Digital-Experte als „eigentliche Stärke und Treiber menschlicher Innovationskraft. Das müssen wir Erwachsenen bei unseren Kindern fördern und schon in der Schule damit anfangen.“
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Internet Experte, ehemaliger Google Deutschland-Chef
Internet-Pionier und Publizist für Digitales
Erfolgreicher Jung-Unternehmer, Auftrags-Hacker
Google’s Chief Innovation Evangelist, Adjunct Professor (Stanford University)
Moderatorin, TV- Journalistin & Keynote-Speakerin
Quelle: www.focus.de