Ökonom Hans-Werner Sinn warnt vor Inflationsrisiko
Kommt die große Inflation? In seinem neuen Buch „Die wundersame Geldvermehrung. Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation“, erschienen im Verlag Herder, warnt der ehemalige Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Prof. Hans-Werner Sinn, vor der massiven Ausweitung der Geldmenge – sie könnte aus dem europäischen Traum von gemeinsamen Frieden und Wohlstand einen Albtraum machen.
„Der Bestand an Zentralbankgeld im Euroraum hat sich seit dem Beginn der Finanzkrise im Sommer des Jahres 2008 bis zur letzten Überarbeitung des Manuskripts im September 2021 fast versiebenfacht, von 880 Milliarden auf ziemlich genau 6 Billionen Euro, viel schneller, als die Wirtschaftsleistung stieg.“, heißt es in dem neuen Buch, das dort ansetzt, wo Sinns Besteller „Der Corona-Schock“ aus dem Jahr 2020 endete. Für Deutschland und seine Nachbarn werde es jetzt immer schwieriger, nicht in eine große Inflation zu schlittern. Denn seit der Finanzkrise und jetzt auch in der Coronakrise wird der Euroraum durch das ständige Gelddrucken der Notenbanken finanziert.
„Die EZB hat die Zinsen in der Hand und kann ihre Politik noch recht lange weitertreiben. Das Problem ist jedoch, dass der Geldüberhang immer größer wird und die Gefahr wächst, dass sich eine Inflation – wenn sie aus anderen Gründen käme – nicht mehr bremsen ließe. Denn dafür müsste die EZB die Geldmenge wieder einsammeln. Das aber würde kaum möglich sein, weil extrem viel eingesammelt werden muss und weil dazu die vielen Staatspapiere, die die EZB gekauft hat, wieder verkauft werden müssten“, erklärte Sinn bereits im März dieses Jahres in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“. Das Ganze sei eine Einbahnstraße, ohne eine Rückkehrmöglichkeit – also ohne Möglichkeit, das Geld wieder vom Markt zu holen. Der Ökonom vergleicht dies mit einem Kutscher, der viel zu lange die Zügel habe schleifen lassen und, wenn es abwärts gehe, keine Möglichkeit mehr habe, zu bremsen.
Kommt die große Inflation, profitieren die Schuldner, also allen voran die Staaten, „die ja massiv verschuldet sind“. Problematisch wird es für den „der nicht genug Vermögen hat, um in Sachwerte oder Realvermögen investieren zu können“, sagt Sinn im Interview mit „Der Standard“.
„Die wundersame Geldvermehrung“ beginnt bei den drei großen Krisen, der Subprime-Krise, der Wettbewerbskrise des Mittelmeerraums bis zur Coronakrise, erklärt wie die EZB zur Rettungsinstanz wurde, was an den gemachten Schulden problematisch ist, warum die Inflationsbremse blockiert ist und endet schließlich damit, wie der großen Inflation entkommen werden kann.
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Ehemaliger Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung
Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
Wirtschafts- und Finanzexpertin, Kommentatorin für n-tv
Quellen: www.herder.de und www.derstandard.de