Spielregeln für ein erfolgreiches Wirtschaften ändern
Die Ökonomin Maja Göpel, die an der Leuphana Universität in Lüneburg lehrt sowie als wissenschaftliche Direktorin der 2020 in Hamburg gegründeten Denkfabrik The New Institute arbeitet, wird mit dem Erich-Fromm-Preis 2021 ausgezeichnet. Die Erich-Fromm-Gesellschaft lobt ihr Ziel eines nachhaltigen, kooperativen Wirtschaften, „das seine ökologischen und sozialen Folgen berücksichtigt.“ Göpel gehöre zu jenen, die Mut machen und uns an die Realitäten heranführe, um die Kluft zwischen dem Möglichen und dem Notwendigen zu überbrücken. Mit ihrem neusten Buch „Unsere Welt neu denken. Eine Einladung“, erschienen im Ullstein Verlag, steht sie laut der Jury in Tradition der Bücher von Erich Fromm, welche „ebenfalls als Beiträge und Anregungen zum Umdenken gedacht waren.“
Das komplette Wirtschaftssystem müsse umgekrempelt werden, erklärte Göpel im vergangenen Jahr in einem Interview mit dem Wochenmagazin „Stern“. „Das haben wir ja schon mehrmals gemacht in der Geschichte der Menschheit.“ Das System sei nicht irreversibel, es könne neu angepasst werden. Und dies ist nach Meinung der Politikökonomin auch unbedingt nötig, da gute Produkte stets gegen unehrliche Preise anrennen müssten. „Wir müssen die Regeln für erfolgreiches Wirtschaften ändern.“
In ihrem neuen Buch fordert Göpel eine regenerative Ökonomie. Das bedeutet, dass am Anfang wieder die Wertschätzung für die Natur steht und daraus eine neue Preisgestaltung abgeleitet wird. Ziel müsse es sein, „teure Dinge, die aber lange halten und sozial verträglich hergestellt wurden“, zu produzieren. Als Beispiel führt sie einen Ölkonzern an, der hohe Steuern auf die Tonne Öl, die er der Erde entnimmt, bezahlen sollte. Diese Preissteigerung würde an Konsumenten weitergegeben, was Produkte mit diesem Rohstoff teurer machen würde. „Gleichzeitig würde daraus ein Vorteil für die Produkte, die aus alternativen Stoffen sind oder die aus bereits genutzten Dingen recycelt sind“, ist sich Göpel sicher und erklärt weiter, dass so Innovationen angetrieben und der Weg zu mehr Nachhaltigkeit bereitet würde.
Abgesehen von einem neu strukturierten Wirtschaftssystem geht es Göpel aber auch um den Einzelnen. Die häufig angebrachte Ausrede, ein Mensch allein könne ja keinen Unterschied machen, lässt die Ökonomin nicht gelten. „Kleine Veränderungen können in der Summe natürlich viel bewirken. Das fängt damit an, darüber zu sprechen, wie ich nachhaltiger wohne, reise, konsumiere, Geld anlege und warum ich welche Politik gut finde, bis hin dazu, wieder freundlicher miteinander umzugehen.“ Sie selbst, so erklärt sie es gegenüber dem „Stern“, sei seit Jahren Vegetarierin, bewege das Auto nur einmal pro Woche und fliege auch für den Job nicht innerhalb Deutschlands.
Mit dem Erich Fromm-Preis werden seit 1995 jährlich Personen ausgezeichnet, die mit ihrem wissenschaftlichen, sozialen, gesellschaftspolitischen oder journalistischen Engagement Hervorragendes für den Erhalt oder die Wiedergewinnung humanistischen Denkens und Handelns im Sinne Erich Fromms geleistet haben beziehungsweise leisten. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotiert und wird von der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft verliehen.
Gefragte Ökonominnen und Ökonomen sowie Expertinnen und Experten in Sachen Nachhaltigkeit:
Gründerin & Geschäftsführerin von ElektroCouture
Wirtschaftswissenschaftlerin, Professorin an der WHU – Otto Beisheim School of Management
Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
Wirtschaftsprofessor, Gründer des Centrums für Strategie und Höhere Führung, Young Global Leader WEF
Ehemaliger Kulturstaatsminister, Philosoph und Ethiker
Model und Unternehmerin, Gründerin des Social Business “nuruCoffee”
Quellen: Interview aus dem „Stern“ Nr. 10, 2020 und www.fromm-gesellschaft.eu