Wir müssen selbständiger werden: militärisch, politisch, wirtschaftlich
Der Westen zeigt sich in Hinblick auf die Invasion Russlands in die Ukraine einig und geschlossen wie nie. Es werden weitreichende Sanktionen verhängt, die Aufnahme von Flüchtlingen wird geregelt, Waffen werden an die Ukraine geliefert und die Verteidigungskraft der Nato gestärkt und beschworen. Europa rückt in dieser Krise eng zusammen und auch die USA zeigen sich dicht an Europas Seite.
Doch wie ist es um die transatlantische Einigkeit wirklich bestellt? „Zu glauben, die USA würden unsere Interessen mitvertreten, ist die transatlantische Illusion“, ist sich der USA-Experte Josef Braml sicher. In seinem neuen Buch „Die transatlantische Illusion. Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können“, das am 17. März 2022 im Verlag C.H.Beck erscheint, liefert der Autor eine schonungslose Bestandsaufnahme unserer geopolitischen Lage.
Jahrzehntelang verließ sich der Westen auf die Rückendeckung der USA – und das zurecht. Doch Braml zeichnet in seinem neuen Buch das Bild einer angeschlagenen Weltmacht, die sich auf ihr nationales Interesse und seine Auseinandersetzung mit dem großen Player China konzentriert.
Am Vorabend der russischen Invasion konnten zwei von drei Amerikanerinnen und Amerikanern die Ukraine nicht auf einer Landkarte finden. Welche Rückendeckung wird es für all die weitreichenden Sanktionen noch geben, wenn im November die Kongresswahlen in die USA anstehen und parallel dazu noch höhere Benzinpreise auf die Amerikaner zukommen, die Wirtschaftsleistung im eigenen Land beeinträchtigt ist oder der Aktienmarkt Einschnitte hinnehmen muss?
In Joe Biden sieht der promovierte Politikwissenschaftler Braml einen führungsschwachen Präsidenten, und die Rückkehr des Putin-Bewunderers Donald Trump scheint mitnichten ausgeschlossen.
Was folgt daraus? Deutschland und Europa dürfen sich nicht mehr darauf verlassen, dass die USA auch ihre Interessen mitvertreten. Stattdessen meint Braml: „Wir müssen selbständiger werden: militärisch, politisch, wirtschaftlich. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber wenn wir jetzt nicht damit anfangen, dann werden wir zu den Verlierern der neuen Weltordnung gehören und die Grundlagen verspielen, auf denen unser Wohlstand beruht.“ Spätestens seit Russlands völkerrechtswidrigem Angriff auf die Ukraine ist klar: Die Zeit drängt.
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USA-Experte, Buchautor und Publizist
Quelle: www.chbeck.de